Nach dem Ausflug in die Wueste Suedboliviens und seine Salzseen und Lagunen fuhr ich nach Potosí.
Hier fanden die Spanier zu Anfang des 16. Jahrhunderts Silber. 1537 begann die systematische Ausbeutung des Cerro de Plata bereits. Am Fusse des Berges wuchs die Stadt Potosí. In ihren Hochzeiten im 17. und 18. Jahrhundert lebten hier mehr Menschen als in London oder Paris zur selben Zeit. Barocke Bauten zeugen von dieser Hochzeit der Stadt. Ende des 19. Jahrhunderts erlebte die Stadt eine weitere Hochzeit. Als jedoch zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Silberpreise fielen, begann der Niedergang Potosís.
Im "Casa de la Moneda", der alten Muenzstaette, kann man heute neben fuer die Praegung von Muenzen notwendigen Werkzeugen, wertvolles silbernes Geschirr, aus Silberfaeden gefertigte Handtaschen feiner Damen, und grosszuegig versilberte Reitsaettel bewundern. Der Reichtum muss unermesslich gewesen sein. Doch beschraenkte er sich auf die europaeische "Oberschicht" am Ort. Im 18. Jahrhundert liess man sogar eine Muenzpraegevorrichtung aus Frankreich einfuehren: Esel drehten ihre Runden, bewegten damit Zahnraeder, deren Kraft so konzentriert wurde, dass Muenzen gepraegt werden konnten. Die drei Geraete sind unheimlich gross und aus Holz gefertigt. Sie wurden mit den Schiff nach Buenos Aires gebracht und von Eseln bis nach Bolivien geschafft. Ein unglaublicher Aufwand.
Doch wer klopfte mit primitiven Haemmern das Silber aus dem Berg? Es waren die Ureinwohner Suedamerikas. Man versuchte es auch mit schwarzen Sklaven aus Afrika, doch die vertrugen die Hoehe nicht, Potosí liegt auf ca. 4000 Meter ueber dem Meeresspiegel. Sie wurden krank oder starben bei starker Anstrengung. Sie taugten nur als Hausangestellte der europaeischen Oberschicht.
Nach dem Niedergang blieben die Mestizen in der Stadt. Heute wirkt Potosí heruntergekommen, verarmt, ungepflegt.
Doch die Arbeit in den Minen geht weiter!
Inzwischen erstreckt sich die Ausbeutung auf ueber 8 Etagen im Berg, der seit ueber 500 Jahren ausgebeutet wird. Ich wundere mich, dass er nicht einstuerzt.
Noch ca. 250 Arbeiter schuerfen hier mit teils sehr primitiven Mitteln. Sie benutzen Hammer, Dynamit und nur grosse Genossenschaften besitzen elektrische Bohrer. Wer hier heute graebt, tut es auch eigene Verantwortung. Die Arbeiter sind in kleinen Genossenschaften zusammengeschlossen und entscheiden selbst, wann, wieviel, wie lange sie schuerfen. So hat keine grosse Gesellschaft mehr die Verantwortung, sondern jeder Arbeiter arbeitet fuer sich. Da sie alle auf den grossen Coup hoffen, niemand weiss, wieviel Rohstoffe der Berg noch bereit haelt, ist niemand verantwortlich, wenn etwas passiert. Was passiert? Es ist keine Seltenheit, dass ein Arbeiter morgens um acht die Mine betritt und erst nach ueber 24 Stunden wieder erscheint. Das ist eine lange Schicht. Keine gesetzliche Arbeitszeitbegrenzung schuetzt ihn. Jungen beginnen im Alter von 10 Jahren als Assistenten ihrer Vaeter, hier zu arbeiten. Die Lebenserwartung der Minenarbeiter betraegt ca. 50 Jahre. Dann ist die Lunge verstaubt.
Bei der Fuehrung in die Mine erzaehlte uns der 23-jaehrige Fuehrer, dass sein Grossvater, 59 Jahre alt, bereits an der Lungenmaschine des Krankenhauses gehangen habe. Die Aerzte koennen ihm nicht mehr helfen. Seine Lunge ist zu 90 Prozent zerstoert. Das sei das normale Schicksal der Minenarbeiter. Auch sein Vater sei Minenarbeiter. Es war selbstverstaendlich, dass auch er selbst Minenarbeiter wurde. Im Alter von 10 Jahren fing er an in der Mine zu arbeiten und er war stolz darauf. Heute ist er froh, dass er nur noch zwei- bis dreimal in der Woche in die Mine muss, weil er nur noch die Touristen in die Mine begleitet. Seine Freunde belaecheln ihn dafuer.
Dabei finden die Arbeiter laengst nicht mehr die Mengen an Silber wie frueher. In der Mehrheit ist es Zink und Blei, das sie finden. In 35 Gesellschaften im Ort werden die Mineralien voneinander getrennt bis nur noch Schlamm uebrig ist, der dann aus Silber und Zink oder Silber und Blei oder Blei und Zink besteht. Bolivien ist zu arm, Geraete fuer die vollstaendige Reinigung der Mineralien zu beschaffen. So wird der Rohstoff ins Ausland gebracht und dort verarbeitet. Damit gehen wertvolle, wertschaffende Ressourcen verloren. Vor zwei Jahren gab es zwei interessierte Investoren, die diese Industrie in Potosí errichten wollten. Sie haette wichtige Arbeitsplaetze geschaffen, doch verstaatlichte die Regierung die Minen zu diesem Zeitpunkt und die Investoren zogen sich zurueck. So wird der Schlamm weiter ins Ausland exportiert und dort veredelt.
Noch immer lebt Potosí von der Mine und niemand weiss, was passiert, wenn der Berg einmal nichts mehr hergeben wird. Derweil hofft jeder Minenarbeiter auf den Lottogewinn, das ist mein Eindruck.
Beim Besuch der Mine gab ich bereits in der zweiten Etage auf: Die Hoehe (4000m ueber Meeresspiegel), die Hitze, ich dachte es sei kalt im Berg und hatte viel zu warme Sachen an, aber es war ueber 30 Grad Celsius warm, der viele Staub, die engen Gaenge ........ ich kehrte um.
Die Minenarbeiter benutzen keine Atemmasken, weil sie damit nicht genug Luft bekommen. Ich kann es mir vorstellen: Ich hielt mir ein Tuch vor die Nase, aber damit bekam ich auch zu wenig Luft.
Hier fanden die Spanier zu Anfang des 16. Jahrhunderts Silber. 1537 begann die systematische Ausbeutung des Cerro de Plata bereits. Am Fusse des Berges wuchs die Stadt Potosí. In ihren Hochzeiten im 17. und 18. Jahrhundert lebten hier mehr Menschen als in London oder Paris zur selben Zeit. Barocke Bauten zeugen von dieser Hochzeit der Stadt. Ende des 19. Jahrhunderts erlebte die Stadt eine weitere Hochzeit. Als jedoch zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Silberpreise fielen, begann der Niedergang Potosís.
Im "Casa de la Moneda", der alten Muenzstaette, kann man heute neben fuer die Praegung von Muenzen notwendigen Werkzeugen, wertvolles silbernes Geschirr, aus Silberfaeden gefertigte Handtaschen feiner Damen, und grosszuegig versilberte Reitsaettel bewundern. Der Reichtum muss unermesslich gewesen sein. Doch beschraenkte er sich auf die europaeische "Oberschicht" am Ort. Im 18. Jahrhundert liess man sogar eine Muenzpraegevorrichtung aus Frankreich einfuehren: Esel drehten ihre Runden, bewegten damit Zahnraeder, deren Kraft so konzentriert wurde, dass Muenzen gepraegt werden konnten. Die drei Geraete sind unheimlich gross und aus Holz gefertigt. Sie wurden mit den Schiff nach Buenos Aires gebracht und von Eseln bis nach Bolivien geschafft. Ein unglaublicher Aufwand.
Doch wer klopfte mit primitiven Haemmern das Silber aus dem Berg? Es waren die Ureinwohner Suedamerikas. Man versuchte es auch mit schwarzen Sklaven aus Afrika, doch die vertrugen die Hoehe nicht, Potosí liegt auf ca. 4000 Meter ueber dem Meeresspiegel. Sie wurden krank oder starben bei starker Anstrengung. Sie taugten nur als Hausangestellte der europaeischen Oberschicht.
Nach dem Niedergang blieben die Mestizen in der Stadt. Heute wirkt Potosí heruntergekommen, verarmt, ungepflegt.
Doch die Arbeit in den Minen geht weiter!
Inzwischen erstreckt sich die Ausbeutung auf ueber 8 Etagen im Berg, der seit ueber 500 Jahren ausgebeutet wird. Ich wundere mich, dass er nicht einstuerzt.
Noch ca. 250 Arbeiter schuerfen hier mit teils sehr primitiven Mitteln. Sie benutzen Hammer, Dynamit und nur grosse Genossenschaften besitzen elektrische Bohrer. Wer hier heute graebt, tut es auch eigene Verantwortung. Die Arbeiter sind in kleinen Genossenschaften zusammengeschlossen und entscheiden selbst, wann, wieviel, wie lange sie schuerfen. So hat keine grosse Gesellschaft mehr die Verantwortung, sondern jeder Arbeiter arbeitet fuer sich. Da sie alle auf den grossen Coup hoffen, niemand weiss, wieviel Rohstoffe der Berg noch bereit haelt, ist niemand verantwortlich, wenn etwas passiert. Was passiert? Es ist keine Seltenheit, dass ein Arbeiter morgens um acht die Mine betritt und erst nach ueber 24 Stunden wieder erscheint. Das ist eine lange Schicht. Keine gesetzliche Arbeitszeitbegrenzung schuetzt ihn. Jungen beginnen im Alter von 10 Jahren als Assistenten ihrer Vaeter, hier zu arbeiten. Die Lebenserwartung der Minenarbeiter betraegt ca. 50 Jahre. Dann ist die Lunge verstaubt.
Bei der Fuehrung in die Mine erzaehlte uns der 23-jaehrige Fuehrer, dass sein Grossvater, 59 Jahre alt, bereits an der Lungenmaschine des Krankenhauses gehangen habe. Die Aerzte koennen ihm nicht mehr helfen. Seine Lunge ist zu 90 Prozent zerstoert. Das sei das normale Schicksal der Minenarbeiter. Auch sein Vater sei Minenarbeiter. Es war selbstverstaendlich, dass auch er selbst Minenarbeiter wurde. Im Alter von 10 Jahren fing er an in der Mine zu arbeiten und er war stolz darauf. Heute ist er froh, dass er nur noch zwei- bis dreimal in der Woche in die Mine muss, weil er nur noch die Touristen in die Mine begleitet. Seine Freunde belaecheln ihn dafuer.
Dabei finden die Arbeiter laengst nicht mehr die Mengen an Silber wie frueher. In der Mehrheit ist es Zink und Blei, das sie finden. In 35 Gesellschaften im Ort werden die Mineralien voneinander getrennt bis nur noch Schlamm uebrig ist, der dann aus Silber und Zink oder Silber und Blei oder Blei und Zink besteht. Bolivien ist zu arm, Geraete fuer die vollstaendige Reinigung der Mineralien zu beschaffen. So wird der Rohstoff ins Ausland gebracht und dort verarbeitet. Damit gehen wertvolle, wertschaffende Ressourcen verloren. Vor zwei Jahren gab es zwei interessierte Investoren, die diese Industrie in Potosí errichten wollten. Sie haette wichtige Arbeitsplaetze geschaffen, doch verstaatlichte die Regierung die Minen zu diesem Zeitpunkt und die Investoren zogen sich zurueck. So wird der Schlamm weiter ins Ausland exportiert und dort veredelt.
Noch immer lebt Potosí von der Mine und niemand weiss, was passiert, wenn der Berg einmal nichts mehr hergeben wird. Derweil hofft jeder Minenarbeiter auf den Lottogewinn, das ist mein Eindruck.
Beim Besuch der Mine gab ich bereits in der zweiten Etage auf: Die Hoehe (4000m ueber Meeresspiegel), die Hitze, ich dachte es sei kalt im Berg und hatte viel zu warme Sachen an, aber es war ueber 30 Grad Celsius warm, der viele Staub, die engen Gaenge ........ ich kehrte um.
Die Minenarbeiter benutzen keine Atemmasken, weil sie damit nicht genug Luft bekommen. Ich kann es mir vorstellen: Ich hielt mir ein Tuch vor die Nase, aber damit bekam ich auch zu wenig Luft.
Vor dem Besuch der Mine wurden wir von unserem Reisefuehrer aufgefordert, fuer die Arbeiter Dynamit und Zuendschnuere zu kaufen, auch Getraenke und Coca-Blaetter und sie ihnen in der Mine fuer ihre Arbeit zu schenken. So koennten wir etwas fuer sie tun.
In den vergangenen 500 Jahren kamen im bzw. durch den Berg 8 Millionen Bolivianer um.
In den vergangenen 500 Jahren kamen im bzw. durch den Berg 8 Millionen Bolivianer um.
Mich hat dieser Besuch der Mine tief bewegt. Ich war sehr geschockt. Wir lernen in der Schule, dass die Europaer, allen voran die Spanier, in der Kolonialzeit die Silber- und Goldminen Suedamerikas ausbeuteten, aber wie das geschah und was es fuer die Ureinwohner in Suedamerika bedeutete, das war mir nie so bewusst. Und dass auch heute die Menschen noch mit primitivsten Mitteln den Berg ausbeuten, das wusste ich auch nicht so genau.
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