Die patriotischen Chilenen bezeichnen Punta Arenas als die suedlichste Stadt der Welt. Dabei lassen sie erstens ausser Acht, dass Puerto Williams noch viel suedlicher liegt, welches aber ihrer Meinung nach vernachlaessigbar ist, weil es eine ehemalige Strafkolonie ist, und zweitens, dass auch Argentinien noch suedlicher gelegene Staedte besitzt, wie zum Beispiel Ushuaia.
Sei´s drum: Selbst wenn Punta Arenas nicht die suedlichste Stadt der Welt ist, so ist es doch immerhin eine Stadt mit ca. 110 000 Einwohnern, das sind weit ueber die Haelfte der im suedlichen Patagonien angesiedelten Chilenen. Der tiefe Sueden hat eine durchschnittliche Bevoelkerungsdichte von 0,8 Einwohnern pro Quadratkilometer. Solche Zahlen sind immer sehr statistisch. Einen lebhafteren Eindruck vermittelte da schon die ca. 4 Stunden dauernde Autofahrt von Puerto Natales zum Nationalpark Pali Aike durch flaches Kaltsteppengelaende entlang der argentinischen Grenze, auf dem uns ca. 350 Schafe, fast jedes mit durchschnittlich einem Lamm, ca. 200 Nandus (straussenaehnliche Voegel) und etwa 400 Guanacos, aber keine einziger Mensch, auch kein Auto begegnete. Ich schlief auf den praktisch nur geradeaus fuehrenden Schotterpisten ein und Kurt musste anhalten um sich fuer die Weiterfahrt wieder zu motivieren und zu beleben.
Zurueck zu den Superlativen: Der Nationalpark Torres del Paine gilt als der schoenste Nationalpark der Welt. Ca. 4 Stunden noerdlich von Punta Arenas gelegen, erstreckt er sich ueber 181,414 Hektar Flaeche, kann mit dem eigenen Auto auf festgelegten Routen befahren werden, weist mehrere Campingplaetze auf und ist ein Refugium fuer jegliche Art von Naturfreaks. Das Paine-Massiv ist ein kleines, von den patagonischen Anden vollkommen unabhaengiges Berggebiet. Das sonst sehr flache Gelaende ragt hier bis ueber 3000m ueber dem Meeresspiegel hinaus und weist neben zahlreichen Seen und diese verbindende Fluesse, sogar einen Gletscher auf, die in die Seen kalben und mit dem suedpatagonischen Inlandeis zusammen haengen.
Mit dem Mietwagen und auf Wanderungen erobern wir Tag fuer Tag ein weiteres Stueck dieser herrlichen, naturbelassenen und wilden Gegend. Ausgestattet sind wir mit Zelt, Isomatten, Schlafsaecken, Esbit-Kocher (nie wieder, taugt wirklich nur zum Erwaermen von Kaffeewasser und Konserven), Nahrungsmittel fuer eine Woche, viel Wasser, und warmen, regen- und windfesten Klamotten. Die brauchen wir auch. An den ersten zwei Tagen eiskalten, stuermischen Regentagen beruhigen wir uns mit der weisen Aussage, dass wir gewusst hatten, dass uns das Wetter in Patagonien einen Strich durch die Rechnung machen koennte. Zwei DAV-Vortraege ueber verregnete Patagonien-Trips hatten uns nebst zahlreicher Reiseliteratur auf diesen moeglichen Umstand vorbereitet. Dennoch sind wir etwas enttaeuscht, dass wir die schoenen Bergspitzen zunaechst nicht zu Geisicht bekommen, weil sie sich hinter dichten Wolken verbergen. Unser muehsam in einer Regenpause entfachtes Lagerfeuer, das so angenehm ist angesichts des Windes und der Kaelte: ich trage lange Unterwaesche, Trekkinghose, Pullover Vliesjacke, Regenjacke, dicke Wandersocken, Wanderstiefel, Stirnband und Handschuhe, droht wieder auszugehen angesichts der naechsten schwarzen Wolke. Dabei hatten wir uns jetzt wirklich auf die gegrillten Wuerstchen gefreut.
Am dritten Tag klart es auf: Schau mal, da sind ja diese Torres! Wir fotografieren sie den ganzen Tag, immer sehen sie anders aus durch den Wechsel der Richtung des Sonnenlichts, durch das Spiel der Wolken. Wir koennen nicht mehr aufhoeren. Einmal mit Guanacos, mal von links, mal von rechts, mal mit See im Vordergrund, mal mit Kondor davor, auf der Wanderung sind sind von allen Seiten zu bestaunen und wir fotografieren in allen Varianten... Es ist wirklich herrlich. Am Tag darauf, als wir abends unsere Fotos anschauen muessen wir lachen: Nur Torres!!
Das Farbenspiel der Wasserflaechen im Park ist einzigartig: die Seen sind tiefgruen bis helltuerkis, auf dem Lago Grey, suedlich des Glaciar Grey treiben riesige Wick-Eisbonbons. Da weiss man wieder, dass diese Bonbons keine vollkommen unnatuerliche Farbe haben: Gletscherbrocken sind tatsaechlich so blau-tuerkis! Und wenn sie auf dem See schwimmen und man sieht das zum ersten Mal "in Echt", dann bleibt einem die Spucke weg. Auch wegen des Windes, der einem dabei ins Gesicht peitscht.
Herrliche Wanderungen kann man hier unternehmen: Sei es im ruhigen Nordosten um die tief blaue Laguna Azul, von wo aus man immer einen herrlichen Blick auf die drei Torres und den Cerro de Condor, riesige Felsnadeln, die zwischen 2400 und 2800m hoch ragen, hat oder um die von Schnee bedeckten, zwischen 2500 und 3050 hohen Cuernos, die das Hauptgebirgsmassiv bilden. Entlang des Lago Grey wandert man auf den Glaciar Grey zu und am Haupaussichtspunkt sitzen andaechtig einige Touristen und staunen. Uns ergeht es nicht anders. Wir sind einfach nur fasziniert von der Schoenheit der Natur.
Wir geniessen die Ruhe im Park. Oft hoert man nur den Wind, oder die Voegel und sonst - Nichts!
Unterwegs stossen wir auf Kondore. Sie fliegen ganz tief, direkt ueber das Auto hinweg. Wir sind total verdattert. Sonst sieht man sie nur weit ueber einem hinwegkreisen. Nie scheinen sie mal herunter zu kommen. Das ist schon faszinierend genug. Aber was ist jetzt los? Noch einer und noch einer, immer mehr. Wir halten am Strassenrand und steigen aufgeregt aus, steigen ueber die Boeschung und staunen: ein totes Guanaco liegt am Boden, zahlreiche Aas-Fresser darueber gebeugt. Hier laben sich die Kondore, fressen sich satt und starten dann wieder in die Luefte. So nahe habe ich sie noch nie gesehen. Voegel mit einer Spannweite bis zu drei Metern, riesig!
Fuenf Tage bleiben wir im Park, ehe wir weiter reisen in Richtung Nationalpark Pale Aike, einem vergleichsweise kleinem Areal, im Nordosten Suedpatagoniens, entlang der argentinischen Grenze. Gerne waeren wir fuer eine Mehr-Tages-Wanderung im Torres del Paine noch geblieben, aber es fehlt uns die Zeit. Ich moechte irgendwann wiederkommen und diese 7 - bis 8-Tages-Tour, den grossen Circuit machen. Wer kommt mit?
Sei´s drum: Selbst wenn Punta Arenas nicht die suedlichste Stadt der Welt ist, so ist es doch immerhin eine Stadt mit ca. 110 000 Einwohnern, das sind weit ueber die Haelfte der im suedlichen Patagonien angesiedelten Chilenen. Der tiefe Sueden hat eine durchschnittliche Bevoelkerungsdichte von 0,8 Einwohnern pro Quadratkilometer. Solche Zahlen sind immer sehr statistisch. Einen lebhafteren Eindruck vermittelte da schon die ca. 4 Stunden dauernde Autofahrt von Puerto Natales zum Nationalpark Pali Aike durch flaches Kaltsteppengelaende entlang der argentinischen Grenze, auf dem uns ca. 350 Schafe, fast jedes mit durchschnittlich einem Lamm, ca. 200 Nandus (straussenaehnliche Voegel) und etwa 400 Guanacos, aber keine einziger Mensch, auch kein Auto begegnete. Ich schlief auf den praktisch nur geradeaus fuehrenden Schotterpisten ein und Kurt musste anhalten um sich fuer die Weiterfahrt wieder zu motivieren und zu beleben.
Zurueck zu den Superlativen: Der Nationalpark Torres del Paine gilt als der schoenste Nationalpark der Welt. Ca. 4 Stunden noerdlich von Punta Arenas gelegen, erstreckt er sich ueber 181,414 Hektar Flaeche, kann mit dem eigenen Auto auf festgelegten Routen befahren werden, weist mehrere Campingplaetze auf und ist ein Refugium fuer jegliche Art von Naturfreaks. Das Paine-Massiv ist ein kleines, von den patagonischen Anden vollkommen unabhaengiges Berggebiet. Das sonst sehr flache Gelaende ragt hier bis ueber 3000m ueber dem Meeresspiegel hinaus und weist neben zahlreichen Seen und diese verbindende Fluesse, sogar einen Gletscher auf, die in die Seen kalben und mit dem suedpatagonischen Inlandeis zusammen haengen.
Mit dem Mietwagen und auf Wanderungen erobern wir Tag fuer Tag ein weiteres Stueck dieser herrlichen, naturbelassenen und wilden Gegend. Ausgestattet sind wir mit Zelt, Isomatten, Schlafsaecken, Esbit-Kocher (nie wieder, taugt wirklich nur zum Erwaermen von Kaffeewasser und Konserven), Nahrungsmittel fuer eine Woche, viel Wasser, und warmen, regen- und windfesten Klamotten. Die brauchen wir auch. An den ersten zwei Tagen eiskalten, stuermischen Regentagen beruhigen wir uns mit der weisen Aussage, dass wir gewusst hatten, dass uns das Wetter in Patagonien einen Strich durch die Rechnung machen koennte. Zwei DAV-Vortraege ueber verregnete Patagonien-Trips hatten uns nebst zahlreicher Reiseliteratur auf diesen moeglichen Umstand vorbereitet. Dennoch sind wir etwas enttaeuscht, dass wir die schoenen Bergspitzen zunaechst nicht zu Geisicht bekommen, weil sie sich hinter dichten Wolken verbergen. Unser muehsam in einer Regenpause entfachtes Lagerfeuer, das so angenehm ist angesichts des Windes und der Kaelte: ich trage lange Unterwaesche, Trekkinghose, Pullover Vliesjacke, Regenjacke, dicke Wandersocken, Wanderstiefel, Stirnband und Handschuhe, droht wieder auszugehen angesichts der naechsten schwarzen Wolke. Dabei hatten wir uns jetzt wirklich auf die gegrillten Wuerstchen gefreut.
Am dritten Tag klart es auf: Schau mal, da sind ja diese Torres! Wir fotografieren sie den ganzen Tag, immer sehen sie anders aus durch den Wechsel der Richtung des Sonnenlichts, durch das Spiel der Wolken. Wir koennen nicht mehr aufhoeren. Einmal mit Guanacos, mal von links, mal von rechts, mal mit See im Vordergrund, mal mit Kondor davor, auf der Wanderung sind sind von allen Seiten zu bestaunen und wir fotografieren in allen Varianten... Es ist wirklich herrlich. Am Tag darauf, als wir abends unsere Fotos anschauen muessen wir lachen: Nur Torres!!
Das Farbenspiel der Wasserflaechen im Park ist einzigartig: die Seen sind tiefgruen bis helltuerkis, auf dem Lago Grey, suedlich des Glaciar Grey treiben riesige Wick-Eisbonbons. Da weiss man wieder, dass diese Bonbons keine vollkommen unnatuerliche Farbe haben: Gletscherbrocken sind tatsaechlich so blau-tuerkis! Und wenn sie auf dem See schwimmen und man sieht das zum ersten Mal "in Echt", dann bleibt einem die Spucke weg. Auch wegen des Windes, der einem dabei ins Gesicht peitscht.
Herrliche Wanderungen kann man hier unternehmen: Sei es im ruhigen Nordosten um die tief blaue Laguna Azul, von wo aus man immer einen herrlichen Blick auf die drei Torres und den Cerro de Condor, riesige Felsnadeln, die zwischen 2400 und 2800m hoch ragen, hat oder um die von Schnee bedeckten, zwischen 2500 und 3050 hohen Cuernos, die das Hauptgebirgsmassiv bilden. Entlang des Lago Grey wandert man auf den Glaciar Grey zu und am Haupaussichtspunkt sitzen andaechtig einige Touristen und staunen. Uns ergeht es nicht anders. Wir sind einfach nur fasziniert von der Schoenheit der Natur.
Wir geniessen die Ruhe im Park. Oft hoert man nur den Wind, oder die Voegel und sonst - Nichts!
Unterwegs stossen wir auf Kondore. Sie fliegen ganz tief, direkt ueber das Auto hinweg. Wir sind total verdattert. Sonst sieht man sie nur weit ueber einem hinwegkreisen. Nie scheinen sie mal herunter zu kommen. Das ist schon faszinierend genug. Aber was ist jetzt los? Noch einer und noch einer, immer mehr. Wir halten am Strassenrand und steigen aufgeregt aus, steigen ueber die Boeschung und staunen: ein totes Guanaco liegt am Boden, zahlreiche Aas-Fresser darueber gebeugt. Hier laben sich die Kondore, fressen sich satt und starten dann wieder in die Luefte. So nahe habe ich sie noch nie gesehen. Voegel mit einer Spannweite bis zu drei Metern, riesig!
Fuenf Tage bleiben wir im Park, ehe wir weiter reisen in Richtung Nationalpark Pale Aike, einem vergleichsweise kleinem Areal, im Nordosten Suedpatagoniens, entlang der argentinischen Grenze. Gerne waeren wir fuer eine Mehr-Tages-Wanderung im Torres del Paine noch geblieben, aber es fehlt uns die Zeit. Ich moechte irgendwann wiederkommen und diese 7 - bis 8-Tages-Tour, den grossen Circuit machen. Wer kommt mit?
1 Kommentar:
Super Post! Sehr schön geschrieben! Neid! Vielleicht erst mal Trainingstour durch das steinerne Mer oder den Karwendel? Gruß an Kurt den Taucher. Tät mich sehr freuen mal wieder ein Bier mit dir zu trinken!
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