Nach der Renovierung 1991 durch die Stiftung "Fundación Pablo Neruda", die seine letzte Frau ins Leben gerufen hatte, wurde es der Oeffentlichkeit 1992 als Museum zugaenglich gemacht. Das Innere ist liebevoll gestaltet, mit vielen Details und Gegenstaenden aus aller Welt, alle sehr geschmackvoll und trotz ihrer Unterschiedlichkeit, was ihr Alter, ihre Art, ihr Material, die Farbgebung betrifft, ergeben sie in ihrer Gaenze ein lebendiges, reiches, fast verspieltes und abwechslungsreiches Gesamtkunstwerk. Da haengt ein Oelportrait aus dem 17. Jahrhundert muehelos neben einem impressionisten Druck, da wirkt der Kronleuchter aus dem 18. Jahrhundert neben dem Schaukelpferd aus dem fruehen 20. nicht deplaziert und dass das Licht seitlich durch bunte Jugendstilfenster schimmert, irritiert auch nicht neben dem avantgardistischen Lehnsessel. Schoen durch das Haus zu streifen, die Gedanken mit den Dingen schweifen zu lassen, den weiten Blick ueber Stadt, Hafen und Pazifik zu lenken und das Ergebnis dieser Sammelleidenschaft zu betrachten. Viele Gegenstaende stammen aus der Welt der Seefahrt, einzigartig erscheinen mir die Bullaugen, die im engen Treppenhaus als echte Fenster fungieren und es erhellen. Man kommt dabei ins Traeumen, Sinnieren und Gruebeln, man moechte verweilen und schauen, vielleicht bei einem Drink aus der liebevoll eingerichteten Bar neben dem Wohnzimmer, am liebsten gemixt und zubereitet vom Hausherrn, einnehmen. So koennte sie vielleicht gewesen sein, die Stimmung, wenn Neruda in seinem Studio im obersten Stockwerk sass, auf die grosse Weltkarte aus dem 19. Jahrhundert an der Wand blickte oder in seinem Lehnsessel im Wohnzimmer mit Sicht ueber das Meer und an einem neuen Gedicht feilte.
Donnerstag, 5. Februar 2009
Pablo Neruda und Valparaiso
Es ist schwer, sich Pablo Neruda zu entziehen, wenn man in Chile reist. Allerorten begegnen einem Zitate aus seinen Gedichten und Oden, sei es an einer Wand entlang der Hauptverkehrsader durch Iquique, in der ein laengeres Zitat die Einzigartigkeit der Landschaft des trockenen, heissen chilenischen Nordens und der Atacama besingt, sei es in Villa O´Higgins, wo ebenso ueberschwaenglich auf einer aufgestellten Holztafel die Gletscher, Waelder, Berge und der zaehe und liebenswuerdige Charakter der Siedler, beschrieben werden. Auch in Viña del Mar und Valparaiso finden sich viele solcher Aussprueche an Waenden und auf Tafeln. Die Reisefuehrer und Touristeninformationsbroschueren sind sowieso voll davon. Und warum auch nicht? Die patriotischen Chilenen sind stolz auf ihren Nationalpoeten, der einzige chilenische Literaturnobelpreistraeger, einer von drei Lateinamerikanern. Seine Gedichte und Oden preisen nicht nur Land und Leute, sondern beruehren Leser in aller Welt in der Seele, laengst nicht nur Chilenen.
In Santiago findet man recht versteckt in einer ruhigen und sehr huebschen Seitenstrasse des Kuenstler- und Bohèmeviertels Bellavista, eines seiner drei Wohnhaeuser: La Chascona, 1953 erbaut vom italienischen Architekten Germán Rodríguez Arias. Neruda hatte es fuer seine dritte Ehefrau Matilde Urrutia erbauen lassen. Heute enthaelt es alle Gegenstaende, die dort zu Lebzeiten Nerudas zu finden gewesen waren. Neruda war Sammler: Er sammelte alles Moegliche: Gemaelde, eine Sammlung davon ist hier zu bewundern, alte "cava cavas" von den Osterinseln, alte Landkarten, Designartikel aus aller Welt, Kuriositaeten, alles Moegliche bekommt man den Eindruck und er liebte das Detail.
In seinem Wohnhaeusern in Valparaise und in Santiago kann man auch seine Vorliebe fuer den Bauhausstil nachvollziehen.
Neruda wollte immer ein Haus mit Blick auf den Hafen haben und fand eines auf dem Huegel Cerro Florida, einem von ueber 40 der Stadt. Und der Blick ist fantastisch: Wenn man ihn schweifen laesst, kann man bei guter Sicht links den Huegel Artelerías mit dem gleichnamigen Ascensor sehen, unterhalb den Hafen, wo man die ankommenden und abfahrenden Schiffe beobachten kann, weiter zur Mitte hin die Huegel mit den vielen bunten Haeusern und den "Plano", den flachen Teil der Stadt, weiter rechts schwenkt der Blick ueber den alten Markt und weitere Huegel und bis nach Viña del Mar und seine Straende, die nur wenige Kilometer entfernt liegen.
Das Haus heisst "La Sebastiana" in Erinnerung an Sebastián Collado, einem spanischen Architekten, dem frueheren Besitzer des Hauses.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen