Eines der Ziele der spanischen Eroberer war seit der Ankunft im 16. Jahrhunderts die Christianisierung der südamerikanischen eingeborenen Völker. Daher rührt auch der Name Misiones der argentischen Provinz im Nordosten des Landes. Er geht auf die Missionsstationen der Jesuiten zurück, die in dieser Region insgesamt 30 Dörfer errichteten auf heute paraguanischem (8), brasilianischem (7) und argentinischem (15) Boden. Die Ruinen von sechs davon sind in Argentinien erhalten und können heute besichtigt werden. Die wichtigste und am besten erhaltene Anlage findet man in San Ignacio und heisst San Ignacio Miní. Sie wurde 1610 von den Patern Jose Cataldino und Simon Masceta in der Guayráregion gegründet, aber bereits 21 Jahre später von den Sklavenjägern, die aus dem Norden kamen, zerstört. Nur die Bewohner von San Ignacio Miní und Nuestra Senora de Loreto widerstanden der Belagerung und emigrierten 1632 in die heutigen Provinz Misiones. 1696 dann errichteten sie die Dörfer, deren Ruinen heute der Öffentlichkeit offen stehen. Durch die Ausweisung der Jesuiten aus Argentinien im Jahre 1767 wurden die Missionen stark geschwächt und 1817 zerstörten die Portugiesen und Paraguayaner die Dörfer. Die Missionen in der Nähe, Santa Ana, Santa Maria la Mayor und Nuestra Senora de Loreto ereilten ähnliche Schicksale.
Doch in ihrer Blütezeit im 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die wirtschaftliche und politische Macht der Jesuiten in Misiones so dominant, dass sie der weltlichen Regierung, die sie argwöhnisch beobachtete, ein Dorn im Auge, während die dort praktizierte Form des Zusammenlebens für andere die Verwirklichung sozialer Utopien darstellte und Erstaunen und Bewunderung hervorriefen.
Jeder Bewohner der Missionen war zur Arbeit verpflichtet. Das Land war in abá mbaé (den Menschen gehörend) und tupá mbaé (Gott gehörend) aufgeteilt. Die Ernte des ersteren gehörte den Indianern, den Guaraní und ihren Familien. Der Ertrag der letzteren kam den alleinstehenden Frauen, der Kirche, der Bildung und anderen gemeinschaftlichen Aufgaben zu Gute. Die Männer betrieben Landwirtschaft, Handel und Handwerk. Die Frauen kümmerten sich um die Kinder und den Haushalt und widmeten sich der Handarbeit. Sowohl Männer als auch Frauen nahmen an den zahlreichen künstlerischen und religiösen Tätigkeiten teil, die in den Missionen eine große und wichtige Rolle spielten.
Architektonisch waren alle Missionen ähnlich aufgebaut: Es gab jeweils einen großen, viereckigen, zentralen Platz, an dessen Kopfseite die barocke Kirche stand, gebaut aus groben behauenen Steinen und oft recht reich verziert. Seitlich der Kirche befanden sich die Werkstätten der Handwerker, Gemeinschaftsräume, Schule, Wohnräume der Missionare und der alleinstehenden Frauen, auf der anderen Seite der Friedhof und das Spital.
Der Kirche gegenüber, jenseits der Kirche befanden sich die Unterkünfte der Familien. Sie waren in langen Reihen gebaut und ähneln doch ein wenig Lagerunterkünften, wenn man durch sie hindurchschlendert.
Beim Besuch von San Ingnacio Miní fällt mir auf, wie groß das Gefängnis gewesen sein muss, was irgendwie dem Eindruck des so viel gelobten friedlichen Zusammenlebens und der großen Zufriedenheit widerspricht. Waren etwa die Indiander doch nicht mit allem, was die Missionare so von ihnen erwarteten, einverstanden? Die Guaraní gelten als friedfertiges Volk. Wozu brauchte man also so große Gefängnisse?
Es drängt sich die Frage auf, ob sie so ohne weiteres und voller Begeisterung die Lebens- und Verhaltensregeln der katholischen Missionare akzeptierten. Zum Beispiel sind die Guaraní polygam. Vor diesem Hintergrund muss man auch sehen, dass alleinstehende Frauen eigene Unterkünfte hatten. Anscheinend war es den Missionaren ein Anliegen, sie vom Rest der Bevölkerung zu trennen. Auch versuchten sie, sie schnell zu verheiraten.
Zwar übernahmen die Christen in ihre Kirchenmusik Rhythmen und Melodien der Ureinwohner, wie ich im benachbarten Museum hören konnte - und es klang nicht schlecht - aber Ziel war natürlich die Christianisierung. Zum Ausgleich schützten die Jesuiten die Indianer vor den Sklavenjägern, die den Ureinwohnern überall auflauerten.
Die Bevölkerungszahlen nahmen unter jesuitischer Obhut trotz Plagen und militärischer Mobilisierung enorm zu. 1647 waren es ca. 29000 Menschen, die in den Missionsdörfern lebten, in ihrer Blütezeit um 1732 über 14o000.
Die Jesuiten waren es auch, die in Misiones großflächig den Mateanbau einführten und förderten, welcher auch heute noch das wichtigste Erzeugnis der landwirtschaftlichen Produktion in der Provinz ausmacht.
Schlendert man heute durch die überwachsenen und größtenteils eingefallenen Mauern, kann man sich einerseits das Leben damals besser vorstellen.
Andererseits erinnerte mich der Anblick sehr an Walt Disneys Bilder vom Urwald und den Ruinen in der Heimat Moglis.
Doch in ihrer Blütezeit im 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die wirtschaftliche und politische Macht der Jesuiten in Misiones so dominant, dass sie der weltlichen Regierung, die sie argwöhnisch beobachtete, ein Dorn im Auge, während die dort praktizierte Form des Zusammenlebens für andere die Verwirklichung sozialer Utopien darstellte und Erstaunen und Bewunderung hervorriefen.
Jeder Bewohner der Missionen war zur Arbeit verpflichtet. Das Land war in abá mbaé (den Menschen gehörend) und tupá mbaé (Gott gehörend) aufgeteilt. Die Ernte des ersteren gehörte den Indianern, den Guaraní und ihren Familien. Der Ertrag der letzteren kam den alleinstehenden Frauen, der Kirche, der Bildung und anderen gemeinschaftlichen Aufgaben zu Gute. Die Männer betrieben Landwirtschaft, Handel und Handwerk. Die Frauen kümmerten sich um die Kinder und den Haushalt und widmeten sich der Handarbeit. Sowohl Männer als auch Frauen nahmen an den zahlreichen künstlerischen und religiösen Tätigkeiten teil, die in den Missionen eine große und wichtige Rolle spielten.
Architektonisch waren alle Missionen ähnlich aufgebaut: Es gab jeweils einen großen, viereckigen, zentralen Platz, an dessen Kopfseite die barocke Kirche stand, gebaut aus groben behauenen Steinen und oft recht reich verziert. Seitlich der Kirche befanden sich die Werkstätten der Handwerker, Gemeinschaftsräume, Schule, Wohnräume der Missionare und der alleinstehenden Frauen, auf der anderen Seite der Friedhof und das Spital.
Der Kirche gegenüber, jenseits der Kirche befanden sich die Unterkünfte der Familien. Sie waren in langen Reihen gebaut und ähneln doch ein wenig Lagerunterkünften, wenn man durch sie hindurchschlendert.
Beim Besuch von San Ingnacio Miní fällt mir auf, wie groß das Gefängnis gewesen sein muss, was irgendwie dem Eindruck des so viel gelobten friedlichen Zusammenlebens und der großen Zufriedenheit widerspricht. Waren etwa die Indiander doch nicht mit allem, was die Missionare so von ihnen erwarteten, einverstanden? Die Guaraní gelten als friedfertiges Volk. Wozu brauchte man also so große Gefängnisse?
Es drängt sich die Frage auf, ob sie so ohne weiteres und voller Begeisterung die Lebens- und Verhaltensregeln der katholischen Missionare akzeptierten. Zum Beispiel sind die Guaraní polygam. Vor diesem Hintergrund muss man auch sehen, dass alleinstehende Frauen eigene Unterkünfte hatten. Anscheinend war es den Missionaren ein Anliegen, sie vom Rest der Bevölkerung zu trennen. Auch versuchten sie, sie schnell zu verheiraten.
Zwar übernahmen die Christen in ihre Kirchenmusik Rhythmen und Melodien der Ureinwohner, wie ich im benachbarten Museum hören konnte - und es klang nicht schlecht - aber Ziel war natürlich die Christianisierung. Zum Ausgleich schützten die Jesuiten die Indianer vor den Sklavenjägern, die den Ureinwohnern überall auflauerten.
Die Bevölkerungszahlen nahmen unter jesuitischer Obhut trotz Plagen und militärischer Mobilisierung enorm zu. 1647 waren es ca. 29000 Menschen, die in den Missionsdörfern lebten, in ihrer Blütezeit um 1732 über 14o000.
Die Jesuiten waren es auch, die in Misiones großflächig den Mateanbau einführten und förderten, welcher auch heute noch das wichtigste Erzeugnis der landwirtschaftlichen Produktion in der Provinz ausmacht.
Schlendert man heute durch die überwachsenen und größtenteils eingefallenen Mauern, kann man sich einerseits das Leben damals besser vorstellen.
Andererseits erinnerte mich der Anblick sehr an Walt Disneys Bilder vom Urwald und den Ruinen in der Heimat Moglis.
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