Seit einer Weile schon hatte ich grosse Sehnsucht nach - einem Buch!
Aus Gewichts- und Platzgruenden hatte ich nur zwei mitgenommen. Das eine habe ich laengst ausgelesen und in einem Hostal fuer andere Leser zurueck gelassen. Ich mag die Vorstellung, dass mehrere Leute ein- und dasselbe Buch lesen und es dann weiterreichen fuer weitere interessierte Leser. Buecher sind eigentlich fuer viele Leute gedacht und sollten oefter auf Wanderschaft gehen, finde ich, nicht nur fuer eine Person und ein Buecherregal, wo sie dann verbleichen und verstauben.
Ich wollte also ein neues Buch, irgend etwas lesen, keine Zeitung, sondern ein Buch.
Am liebsten etwas ueber Lateinamerika, seine Menschen, seine Kultur, seine Geschichte oder seine Politik, oder ueber all diese Dinge zusammen, am liebsten einen Roman, muss aber nicht sein.
Ich war in einigen Museen mit praekolumbianischen Ausstellungen indigener Kulturen, habe Inkamumien gesehen, ueber die spanischen Conquistadoren und ihre Raub- und Eroberungszuege gelesen, in Potosí eine Silbermine besucht, katholische Kloester und Kirchen besichtigt, viele Denkmaeler der Befreiungskaempfer wie General Martín, General Guemes und seine Gauchoarmee, Libertator Bernardo O'Higgins und wie alle hiessen gesehen, in Reisefuehrern ueber den Pazifischen Krieg und die rechten und linken Diktaturen des 20. Jahrhunderts gelesen und ueber Bemuehungen um Demokratisierung und Stabilisierung.
Ganz allmaehlich fuegt sich ein Mosaikstein an den anderen und ergibt ein grobes Bild lateinamerikanischer Entwicklung und Geschichte. Aber es fehlt noch so viel!
Pablo Nerudas Oden, mein zweites Buch, habe ich zwar im Gepaeck, aber ich muss ja ca. jedes vierte Wort nachschlagen, um seine Lobgesaenge auf Chile und seine politischen, sozialkritischen Anspielungen zu verstehen.
Lange fand ich gar kein deutsch- oder englischsprachiges Buch auf meiner Reise, aber in Arequipa entdeckte ich eine internationale Buchhandlung. Auf deutsch gab es nur zweitklassige Science-Fiction-Buecher, Hermann Hesse und aehnliches, aber die englischsprachige Auswahl war breiter: Shakespeare, Hemingway, Don Brown, Nick Hornby und einiges mehr.
Ich entschied mich jedoch fuer etwas ganz anderes: "The Feast of the Goat"von Mario Vargas Llosa ueber die rechte Diktatur Trujillos in den 30er-, 40er- und 50er Jahren des 20. Jahrhunderts in der Dominikanischen Republik. Ein ausgezeichneter Roman darueber, wie diese Diktatur fast 30 Jahre lang durch ihre Greueltaten und die Einschraenkung und Einschuechterung weiter Kreise der Gesellschaft funktionierte und ueber ihr blutiges Ende und Nachspiel. Der Roman ist aeusserst spannend erzaehlt und stellt einen weiteren Mosaikstein in meinem Bild von Lateinamerika dar.
Ein weiterer Mosaikstein zu meinem Bild.
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