Im 19. Jahrhundert benutzte man zum Duengen von Feldern und Obstgaerten allerorts auf der Welt Salpeter. Er wurde auch fuer die Sprengstoffherstellung eingesetzt. Chile ist das einzige Land auf der Welt, wo dieser Rohstoff gefunden und systematisch abgebaut wurde. Vor allem in der Umgebung von Iquique, auf dem Altiplano im Norden des Landes, ca. 40 km entfernt von der Stadt, stiess man auf grosse Vorkommen. 1868 nahm man im eigens dafuer errichteten Dorf mit Werkstaetten und Industrieanlagen den Abbau des Stoffes und seine Aufbereitung auf. Humberstone und das in Sichtweite gelegene Sta. Laura sind Zeugen jener Epoche. Die 1961 aufgegebene und verlassene Geisterstadt ist seit einigen Jahren Teil des kulturellen Welterbes der UNESCO, wurde renoviert und steht nun Besuchern als Industriemuseum offen.
Wie muss es gewesen sein, hier in der Wueste, wo die heisse Luft nur durch starke Winde, die einem die Sandkoerner ins Gesicht schleudert, etwas gekuehlt wird, in dieser Insolation in kleinen, eigens errichteten Hausern gelebt zu haben? Es gab einen zentralen Marktplatz mit Laeden, ein Theater, in dem spaeter auch Filme gezeigt wurden, Plakate von Charlie Chaplins "The Dictator", "Gone with the Wind", "The Wizard of Oz" etc. sind noch erhalten. In den 30er Jahren wurde ein Schwimmbad aus dem Stahl eines alten Frachters gebaut, eine zweite und groessere Schule fuer die Kinder errichtet und natuerlich gab eine schlichte Kirche.
Alle Waren, die die Dorfgemeinde benoetigte, wurden mit der Bahn aus Iquique herangeschafft. Die Lokomotiven hatten Maedchennamen, an der Seite findet sich auf vielen ein Schild mit der Aufschrift "Henschel, Kassel, 1898"oder andere Jahreszahlen. Auch aus England stammten viele Maschinen und Werkzeuge. Dinge des taeglischen Lebens kamen von ueberall her, Stift z. B. von Faber Castell aus Deutschland.
Die Lebens- und Arbeitsbedingungen muessen hart gewesen sein. Ein Brief eines Maedchens an seine Grossmutter erzaehlt von Demonstrationen der Arbeiter fuer hoeheren Lohn und Arbeitserleichterungen, aber der Aufruhr endete gewaltsam, mit einigen Toten.
Der Salpeter wurde vom Pazifikhafen Iquique in alle Welt verschifft. Eine Sammlung von Werbepostern aus aller Welt, in allen moeglischen Sprachen, englisch, deutsch, chinesisch, japanisch, tschechisch, norwegisch etc. ist ausgestellt.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts ersetzten kuenstlich hergestellte Stoffe zunehmend den Salpeter, so dass das Dorf 1961 nach einem grossen Festakt aufgegeben wurde.
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