Dienstag, 30. Dezember 2008

Wueste und Tsunamis

Seit ich Peru verlassen habe, bin ich nur noch durch die Wueste gereist, durch die trockenste Wueste der Welt, heisst es. In der Oase San Pedro di Atacama fallen jaehrlich durchschnittlich 30 mm Regen, das entspricht einer Regenzeit von zwei Stunden. Die Oase wird durch einen kleinen Fluss gespeist. Alle zighundert Kilometer stoesst man auch eine solche Oase, wo eifrig Landwirtschaft betrieben wird, um die im Norden lebende Bevoelkerung zu ernaehren. Aber dies sind winzige Flecken auf einer riesigen, kargen und unwirtlichen Wuestenflaeche, die abwechselnd riesige Duenen wie in der Sahara aufweist oder felsige, erodierte Felsbloecke und Berge. Faszinierend und zum Teil wunderschoen, wenn auch abweisend und hart.
Entlang der Kueste gibt es nur einen schmalen Streifen Sand, auf dem die Staedte und Haefen errichtet wurden. Gleich dahinter erheben sich die Kordilleren, die weit aufragen und auf den Altiplano fuehren. In Iquique stiess ich erstmals auf diese geographische Besonderheit. Und sie wiederholte sich in Antofagasta, von wo aus ich gestern nach Santiago flog.
Chile wird immer wieder von kleineren und groesseren Erdbeben geruettelt und von Vulkanausbruechen ueberrascht. 1960 gab es im Sueden des Landes ein Erdbeben, das auf der Richterskala die Marke 9,5 erreichte. Mehrere Tausend Tote und Verletzte, eine zerstoerte Stadt und ein Tsunami, der bis Hawaii und Japan spuerbar war, waren das tragische Ergebnis.
So verwundert es nicht, dass in der Stadt Iquique und wahrscheinlich auch in anderen Kuestenstaedten ein Alarm- und Rettungsplan existiert, der darueber aufklaert, wie in solchen Faellen die Einwohner gerettet werden wollen. Ueberall in der Stadt stoesst man auf Schilder, die einen z. B. darueber aufklaeren, dass man sich in Gelaende aufhaelt, das im Falle eines Tsunamis ueberschwaemmt werden koennte, oder andere, die einem mittels eines Pfeiles darauf hinweisen, in welche Richtung man rennen sollte, wenn sich die Welle naehert, und wieder andere, die einen allgemeinen Sammelpunkt fuer eine moegliche Evakuierung markieren. Dass die Pfeile Richtung Kordillere und nicht Richtung Meer weisen, verwundert weniger. Ein australisches Paar, das ich im Hostal "Casa de los Profesores" traf, und ich, machten uns ein wenig darueber lustig, aber wahrscheinlich weiss man im Angesicht der Katastrophe und in der Panik tatsaechlich nicht, wo Land und Wasser sich scheiden.

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